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„Sorvete un Tema is nich Dütsch“: Zur Integration portugiesischer Lehnwörter in drei deutschen Varietäten Südbrasiliens
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ZDL Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Band 84, Dezember 2017, Heft 2-3, S. 260–307
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In diesem Beitrag wird das Lexikon von 129 südbrasilianischen Sprechern deutscher Außendialekte analysiert, die 46 Stimulussätze vom Portugiesischen ins Mennonitenplautdietsche, ins Pommersche beziehungsweise ins Hunsrückische übersetzten. Der Vergleich von Häufigkeit und phonetischer Form der portugiesischen Lehnwörter und die Analyse der bei den Übersetzungen vorkommenden Verzögerungsphänomene erlauben es, wertvolle Einblicke darüber zu gewinnen, wie die mehrsprachigen Informanten lexikalische Elemente speichern. Während Häufigkeit und Form der Entlehnungen hauptsächlich durch die Herkunft, das Alter, das Geschlecht und die Sprachkompetenzen der Informant(inn)en erklärt werden können, tauchen (un)gefüllte Pausen, Segmentdehnungen und Abbrüche vermehrt bei den mennonitischen Übersetzungen auf. Da die Mennoniten nicht schlechter Portugiesisch sprechen als Pommern und Hunsrücker, die deutsche Varietät und insbesondere das Standarddeutsche aber besser beherrschen als diese, überrascht dieser Unterschied auf den ersten Blick. Die Tatsache, dass portugiesische Lehnwörter bei den Mennoniten seltener vorkommen, lässt allerdings den Schluss zu, dass das dialektale und das portugiesische mentale Lexikon der Mennoniten weniger konvergiert haben als dies bei Pommern und Hunsrückern der Fall ist. Infolgedessen erweist sich der lexikalische Zugriff und Abruf bei den Mennoniten als kompetitiver.