In Brasilien sind gleich drei unterschiedliche Gruppen von Plattdeutsch-Sprechern vertreten: einmal die plautdietschen Mennoniten, dann die Pomeranos und zum dritten die Sprecher des „sapato de pau“.
Beginnen wir mit der letzten Gruppe: „sapato de pau“ bedeutet Holzschuh und ist die umgangssprachliche portugiesische Bezeichnung des Dialektes von Westfália im südlichsten Bundesstaat Rio Grande do Sul. Wie der Name der Gemeinde schon sagt, wurde die Gegend von Immigranten aus Westfalen besiedelt. Sie haben ihren westfälischen Dialekt bis heute bewahrt und 2016 das „Dicionário da Língua Westfaliana Brasileira“ veröffentlicht. Neben Westfália als Zentrum sind auch die Gemeinden Teutônia und Imigrante von westfälischer Kultur geprägt. Die Sprache wird allerdings nur noch von ca. 3000 Sprechern gesprochen und hat eher schlechte Chancen, auf Dauer zu überleben.
Die Pomeranos dagegen stammen von Immigranten ab, die sich aus Pommern kommend im Süden Brasiliens ansiedelten. Sie nutzen entsprechend einen pommerschen Dialekt. Im 20. Jahrhundert haben die Pomeranos auch Tochterkolonien im Amazonasbecken gegründet.
Sie zählen noch über 100.000 Sprecher und sind in den fünf brasilianischen Bundesstaaten Espírito Santo, Minas Gerais, Rio Grande do Sul, Rondônia und Santa Catarina verbreitet.
Die dritte Gruppe sind plautdietsche Mennoniten. Sie kamen 1930 als Flüchtlinge aus der Sowjetunion nach Brasilien und siedelten in der Kolonie Krauel im Bundesstaat Santa Catarina, aus der sich der heutige Ort Witmarsum entwickelt hat. Eine weitere Gruppe ließ sich auf dem Stoltz-Plateau nieder. Beide Kolonien erwiesen sich aufgrund ihrer Lage als ungeeignet. Im Laufe der Zeit bis zu den 1950er Jahren hatten die Mennoniten sowohl Krauel/Witmarsum wie auch das Stoltz-Plateau verlassen. Manche von ihnen ließen sich im Raum Curitiba und Bagé nieder.
1950 wurde die Colônia Nova in der Gemeinde Aceguá (Bundesstaat Rio Grande do Sul) gegründet.
1951 kauften Mennoniten aus Witmarsum eine Fazenda (ein landwirtschaftliches Gut) im Bundesstaat Paraná auf und gründeten dort die Colônia Witmarsum, die heute ca. 1500 Einwohner hat.
Seit dem Jahr 2002 erlaubt es Brasilien neben der in ganz Brasilien geltenden portugiesischen Amtssprache regional weitere Sprachen zu sogenannten co-offiziellen Sprachen zu erklären. Diesen Status hat Pomerano im Jahr 2011 bekommen und das Plattdüütsch von Westfália im Jahr 2016. Die Plautdietschen haben bisher nirgends in Brasilien den Status als co-offizielle Sprache angestrebt.