In der Rubrik ›Weten präsentieren wir Informationen über die plattdeutsche Sprache und die mit ihr verbundene Kultur.

Im Fernsehen findet Plattdeutsch kaum statt. Damit wir von einem plattdeutschen Fernsehen sprechen könnten, müsste eine Plattdeutsch sprechende Person in der Lage sein, den Fernseher einzuschalten, die Füße hochzulegen und ohne weiteres Zutun plattdeutsche Sendungen genießen zu können.

Die Realität sieht eher so aus, dass man als Plattdeutschsprecher ganz bewusst nach Sendeterminen im Internet recherchieren muss, um dann an einem Sonntag Vormittag aktiv den Fernseher einzuschalten, um für eine halbe Stunde die eine plattdeutsche Sendung im Monat zu verfolgen.

Nichtsdestotrotz haben wir hier einmal gesammelt, was es in den 70 Jahren seit Bestehen des Fernsehens an plattdeutschen Sendungen gegeben hat. Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dürfte aber nahe an Vollständigkeit heranreichen. An dieser Stelle daher der Aufruf, eventuell fehlende Programme zu melden, damit wir sie einfügen können!

Niederländische Sender: RTV Noord, RTV Drenthe, RTV Oost, TV Gelderland und Omrop Fryslân (Ook Nederlands, Stellingwerfs, Stadsfries, Bildts en andere nauw verwante variëteiten zijn regelmatig te horen).

Geschichte

Anfänge bis 1977

Das erste reguläre (und vollständig hochdeutsche) Fernsehprogramm wurde sowohl in der BRD wie in der DDR 1952 ausgestrahlt. 1965 kam mit dem NDR Fernsehen ein Sender hinzu, der sich explizit an die Bewohner der Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen richtet und damit prädestiniert war für plattdeutsche Programme.

Bereits seit 1954 gab es Übertragungen aus dem Ohnsorg-Theater in Hamburg, die im Ersten Programm gesendet wurden. Diese Übertragungen wurden auf Hochdeutsch aufgezeichnet. Aus dem Publikum wurde zu dieser Zeit wiederholt der Wunsch an den Sender herangetragen, die Stücke im plattdeutschen Original zu senden.

Diesem Wunsch wurde im Westen das erste Mal am 5. September 1962 entsprochen, obwohl er weiterhin die Ausnahme blieb. Im Osten wurde im Deutschen Fernsehfunk am 12. April 1964 das plattdeutsche Stück Verschwörung üm Hannes im Fernsehen übertragen.

Hochzeit 1977 bis 1995

Ab März 1977 liefen die Theateraufzeichnungen des NDR unter dem Titel Wi speelt op Platt. Bis 1984 waren in dieser Reihe 28 Theaterstücke im Fernsehprogramm ausgestrahlt worden.

Eine Liste aller Theaterübertragungen findet sich am Ende dieses Artikels.

Kurze Erwähnung soll auch die Serie Onkel Bräsig finden, die von 1978 bis 1980 im Ersten Programm lief. Sie ist rein hochdeutsch, aber basiert auf dem Roman Ut mine Stromtid des berühmten plattdeutschen Schriftstellers Fritz Reuter.

Erstmals wurde 1977 im NDR Fernsehen mit Platt in III eine eigene regelmäßige Sendung eingerichtet. Diese lief bis 1982 und erreichte 20 Folgen.

Zudem wurde im Jahr 1978 erstmals die Talkshow Klönschnack gesendet. Zuerst am Freitagabend, ab Oktober 1979 am Sonntagnachmittag. Sie kam bis 1982 auf 29 Folgen. Abgelöst wurde sie im selben Jahr von Talk op Platt, einer monatlichen Talkshow ganz auf Platt. Sie lief als 90-minütige Sendung am Sonnabendabend zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr, wurde am 16. Mai 2004 mit veränderter Struktur (aus der Talkshow wurde ein Reportage-Format) auf den Sonntagabend um 20:15 Uhr verschoben und lief ab 28. August 2005 am Sonntagnachmittag und wurde auf 60 Minuten gekürzt. Sie bestand bis zum 23. Juli 2006 und wurde dann eingestellt.

1982 wagten die Autoren Boy Lornsen und Elke Loewe das Experiment, die Folge Wat Recht is, mutt Recht bliewen des Tatort mit teilweise plattdeutschen Dialogen (und hochdeutschen Untertiteln) zu produzieren. Der Tatort hatte 14 Millionen Zuschauer, aber eine Wiederholung des Experimentes gab es nicht.

Obwohl damit in den frühen 1980er Jahren Plattdeutsch im Fernsehen einen Höhepunkt erlebte, kamen die Sendungen im NDR lediglich auf eine Zahl von 20 pro Jahr, also kaum mehr als alle drei Wochen eine Sendung.

Auf anderen Sendern waren bis 1984 keine plattdeutschen Sendungen produziert worden. Allerdings begann unter dem Eindruck der populären Volksstücke im NDR nun auch der WDR einzelne Theaterübertragungen zu senden. Zwischen 1984 und 1993 waren es sechs Sendungen, danach folgten noch einzelne weitere.

Das Format Wi speelt op Platt wurde 1996 aus Kostengründen eingestellt, nachdem es zuvor bereits aus den Abendstunden an den Sonntagvormittag verlegt wurde. Damit ging das Zeitalter der regelmäßigen plattdeutschen Volksstücke im Fernsehen zu Ende.

Neue Wege

Wi speelt op Platt sorgte für eine regelmäßige Präsenz des Plattdeutschen im Fernsehen, war aber noch ganz den alten Klischee verhaftet, bei dem Plattdeutsch nur ein Platz im Heimeligen und Humorigen zugestanden wurde. Nach 1995 begann der NDR neue Wege zu gehen und mit anderen Formaten zu experimentieren.

1999 zeichnete der NDR eine Aufführung der Fritz-Reuter-Bühne Schwerin unter dem Titel Dinner for one - up Platt auf, die seitdem regelmäßig an Silvester gezeigt wird.

Im Rahmen der Plattdeutschen Woche im NDR vom 1. bis 8. Oktober 2006 hat der Sender Synchronisationen der Reportage Billerbook Düütschland (vier Episoden über Helgoland, das Emsland, die Lüneburger Heide und Usedom) gezeigt.

Im Rahmen derselben Plattdeutschen Woche startete am 8. Oktober 2006 im NDR auch die Reportage-Reihe Die Welt Op Platt, in der Yared Dibaba und Julia Westlake Plattdeutsche im Ausland besuchten und aus ihrem Leben berichteten. Dieses neue Format war als Reaktion auf das Ende von Talk op Platt ins Programm genommen worden. Insgesamt gab es bis 2012 ca. 30 Folgen. Die ersten vier Folgen wurden im Oktober 2006 ausgestrahlt, weitere vier Folgen im Mai und Juni 2007 und vier Folgen im Oktober 2007. Weitere Folgen kamen 2008 heraus und sechs Folgen im September/Oktober 2009. Auch im Mai 2010 gab es neues von Die Welt Op Platt. Zuletzt liefen drei neue Folgen im Weihnachtsprogramm 2012.

2007 gab es wieder eine Plattdeutsche Woche, die sogar noch umfangreicher gewesen sein soll.

2008 hat der NDR den hochdeutschen Kinderfilm Das tapfere Schneiderlein gedreht (60 min, Teil der ersten Staffel der bis in die Gegenwart fortgeführten Märchenreihe Sechs auf einen Streich), parallel dazu aber auch eine plattdeutsche Synchronfassung produziert, die am 20. Dezember 2009 um 13:45 Uhr das erste Mal im NDR gezeigt wurde.

Vom 2. Mai 2010 bis 2014 lief einmal im Monat am Sonntag Vormittag die halbstündige Sendung Plattdüütsch - Frühschoppen mit Ludger Abeln.

Die Serie Neues aus Büttenwarder wurde ins Plattdeutsche synchronisiert. Sie lief das erste Mal als Neues aus Büttenwarder op Platt am 9. Juni 2003 im NDR, sechs Jahre nach dem Serienstart 1997. Insgesamt umfasst die Serie 94 Folgen zu je 25 Minuten.

Stand Januar 2022 ist die einzige plattdeutsche Sendung, die der NDR produziert, das Regionalmagazin Hallo Niedersachsen. Die hochdeutsche Variante der dreißigminütigen Sendung läuft täglich im Vorabendprogramm des NDR. Die plattdeutsche Version wird allerdings nur einmal im Monat produziert und läuft nicht im Vorabendprogramm, sondern lediglich am Sonntagmorgen um 11:00 Uhr, dem Termin, der ansonsten für Wiederholungen von Hallo Niedersachsen vom Vortag reserviert ist.

Seit wann existiert Hallo Niedersachsen op Platt? Im Februar 2004 existierte Hallo Niedersachsen op Platt bereits als etablierte Sendung. Moderator war zu diesem Zeitpunkt Ludger Abeln, der 1999 einstieg, das kann man also als untere Grenze annehmen

Was ist aus Schleswig-Holstein Magazin op Platt geworden? Mindestens 2005/2006/2007 gab es entsprechende Folgen

2012 gab es eine Sondersendung buten un binnen op platt (Moderation: Jessica Bloem). Ist es bei dem einmaligen Versuch geblieben?

Es existieren in Deutschland Regionalsender. Haben die irgendeine Relevanz in Bezug auf plattdeutsche Sendungen? Wovon existieren die überhaupt?

Theaterübertragungen

ARD/NDR

Ohnsorg-Theater, Hamburg:

August-Hinrichs-Bühne, Oldenburg:

Niederdeutsche Bühne Neumünster:

Niederdeutsches Theater Bremen/Ernst-Waldau-Theater:

Niederdeutsches Theater Flensburg:

Niederdeutscher Bühnenbund, Wilhelmshaven:

Niederdeutsche Bühne am Stadttheater, Wilhelmshaven:

Niederdeutsche Bühnen Kiel:

Niederdeutsche Bühne Lübeck:

Niederdeutsche Bühne Ahrensburg:

Fehlend:

WDR

Niederdeutsche Bühne Münster:

In Frage kommt auch Dat Spiel van Doktor Faust; mindestens drei weitere Stücke fehlen; Westfäölsk Platt in ’n WDR, Quickborn 4/2011, Seite 86 Kontakt zur Bühne: https://www.niederdeutsche-buehne-muenster.de/?pageid=kontakt&size=normal

Deutscher Fernsehfunk/Fernsehen der DDR

Auch im Fernsehen der DDR wurden plattdeutsche Volksstücke gesendet:

Ostseestudio Rostock:

Volkstheater Rostock:

Fritz-Reuter-Bühne, Schwerin: