Weten: Weihnachten

In der Rubrik ›Weten präsentieren wir Informationen über die plattdeutsche Sprache und die mit ihr verbundene Kultur.

Weihnachten. Ein Familienfest, bei dem man mit den Eltern und Großeltern oder Kindern und Enkeln oder ganz allgemein mit den Lieben in Besinnlichkeit zusammenkommt. Und wenn es einen Ort gibt, wo das Plattdeutsche noch seinen festen Platz hat, dann ist es zuhause im familiären Umkreis.

Wie feiern die Plattdeutschen nun Weihnachten? Erstmal nicht anders als alle anderen auch. Aber wir wollen das ganze mal aus der Perspektive der Plattdeutschen bzw. Norddeutschen betrachten.

Eine kleine Wortsammlung zum Thema Weihnachten gibt es hier.

Essen

Typische Weihnachtsgerichte im norddeutschen Raum sind der Gänsebraten oder Karpfen. Für den Autor ist das Weihnachsgericht schlechthin das Tokakers, also ein Steckrübeneintopf, zu dem es Klüten (Klöße) sowie Schweinefleisch, Rindfleisch und Mettwurst gibt. Hinterher eine Backplumm. Auf der Stader Geest ist das ein beliebtes Gericht. Aber auch hier gibt es von Familie zu Familie unterschiedliche Traditionen.

Damals, als es noch nicht so selbstverständlich war wie heute, dass man sich jeden Tag sattessen kann, galt der Heiligabend als Vullbuuksavend oder auch Dickbuuksavend. Interessanterweise gibt es aber auch Familien, die an Heiligabend auf einfache Küche schwören und das schwere Essen erst an den beiden Weihnachtstagen auffahren. Beliebt für den Heiligabend sind dann zum Beispiel Kartoffelsalat mit Würstchen. Die Tradition der einfachen Küche dürfte auf die Weihnachtsfastenzeit zurückgehen, die heute weitgehend vergessen ist. Die weihnachtliche Fastenzeit galt für sechs Wochen und endete am 24. Dezember mit Sonnenuntergang. Wer in der alten Zeit also an Heiligabend vor Sonnenuntergang essen wollte, musste Zurückhaltung zeigen, während bei einem Abendessen nach Sonnenuntergang die Völlerei wieder walten durfte.

Ein traditionelles Gebäck der Weihnachtszeit im norddeutschen Raum ist der Klaven oder Klöven. Er besteht aus Hefeteig und Rosinen und ähnelt damit dem Christstollen, der ursprünglich aus der Region Sachsen/Sachsen-Anhalt stammt. Allerdings unterscheidet der Klaven sich im Detail in Herstellungsweise und Zutaten vom Stollen.

Bescherung

Bei den Geschenken unterscheidet sich die plattdeutsche Weihnacht in Nichts von der hochdeutschen. Den Kindern wird erzählt, dass die Geschenke der Wiehnachtsmann bringt oder alternativ der Sünnerklaus. Beim Sünnerklaus scheiden sich die Geister, ob er am 6. Dezember kommt oder am 24. Dezember. Je nachdem, wen man fragt, kann man beides hören. Fragt man einen katholischen Plattdeutschen, wird er einem vielleicht auch erzählen, dass das Kindjees die Geschenke bringt.

Etwas unmodern ist mittlerweile der strafende Begleiter des Weihnachtsmannes geworden. Traditionell war es der Knecht Ruppert, der mit der Rute drohte, wenn das Kind nicht artig gewesen war. Aber auch hier gab es regionale Varianten. In Ostpreußen etwa war der Pakuls als Begleiter des Weihnachtsmanns bekannt.

Gedichte

Ein Punkt, wo wir endlich wirklich über das Plattdeutsche sprechen können: die Weihnachtsgedichte!

Kiek maal, wat is de Himmel so root,
dat sünd de Engels, de backt dat Broot.
De backt den Wiehnachtsmann sien Stuten
för all de lütten Leckersnuten.

Nu flink de Tellers ünner’t Bett
un leggt jo hen un weest recht nett!
De Sünnerklaus steiht vör de Döör,
de Wiehnachtsmann, de schickt em her.

Wat de Engels hebbt backt,
dat schöölt ji proberen.
Un smeckt dat goot, denn höört se dat geern.
Un de Wiehnachtsmann smüüstert:
nu backt man noch mehr!
Ach, wenn doch eerst maal Wiehnachten weer!


Wiehnachtsmann, kiek mi an
lüttsche Deern/lüttschen Jung bün ik man,
veel to vertellen heff ik nich,
Wiehnachtsmann, vergeet mi nich!


Mien Ogen will ik sluten,
de Welt laat ik dor buten;
un dat ik nich allene sie,
mien leve Gott, komm du to mi!


Wiehnachtsmann, ik roop di an:
bring mi maal en Hampelmann
mit bunte Arms, mit bunte Been.
Un treck ik an dat Tüdelband,
denn geiht he op, denn geiht he dal.
Oh, Wiehnachtsmann, den bring mi maal!


Advent, Advent, een Licht, dat brennt,
eerst een, denn twee, denn dree, denn veer.
Denn steiht dat Christkind vör de Döör!

Lieder zum Anhören